Meine Reise mit den Pferden
Eine Reise des Vertrauens, der Beziehung und des beidseitigen Lernens zwischen Mensch und Pferd.
Teil 1 - Der Ausgangspunkt
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Der Ausgangspunkt unserer Reise
Dominanz und Willkür
Vor allem zu Beginn, als die Pferde zu mir kamen, wurde ich immer wieder von Menschen „aufgeklärt“, wie man mit Pferden umgeht. Damals so wie noch heute in der Erinnerung ging es mir mitten ins Herz, als mir eine Praktikantin zeigte, wie man mit einem Pferd umgehen sollte und dass es dem Pferd „gar nichts macht“. Zur Illustration ruckte sie dem Pferd ganz unvermittelt und unbegründet fest am Strick und damit am Halfter. – Das Pony zeigte das Weiße in den Augen, wich zurück und wusste gar nicht, wie ihr geschah. Erstens hatte sie nichts falsch gemacht, zweitens macht so eine Behandlung dem Pferd durchaus etwas! - Und dies Beispiel ist nur eine "Soft Version" von alldem, was Pferde in der Menschenwelt erdulden.
Unser Weg in Verbundenheit
Es war klar, dass ich einen anderen Weg finden wollte, der auf gegenseitigem Respekt und Verständnis, auf Verbundenheit basiert.
Ich bin davon überzeugt, dass Tiere genau so wie Menschen ein Bewusstsein haben, Bedürfnisse, Wünsche und Gefühle, dass sie bestimmte Dinge mögen und andere Dinge nicht mögen, dass sie Schmerzen und Unwohlsein empfinden, genauso wie Freude und Verbindung. Kurz: Dass sie einzigartige Persönlichkeiten sind und wir uns gar nicht so wesentlich von einander unterscheiden. Auf dieser Grundlage möchte ich so mit einander arbeiten, dass es uns allen so gut wie möglich geht. Dabei widme ich mich auch den körperlichen und seelischen Verletzungen (Trauma) meiner Pferde.
Grundlagen unserer Arbeit

Vertrauen in beide Richtungen
Wenn ich meinem Pferd nicht vertraue, wie soll mein Pferd mir vertrauen?

Beziehung im Fokus
In einer gesunden Beziehung hat jeder mal was zu sagen.

Selbstwirksamkeit fördern
Das Pferd lernt Selbstwirksamkeit statt erlernter Hilflosigkeit.

Verantwortung übernehmen
Als "Große" im System unserer kleinen "Herde" bin ich für das Wohlbefinden des Pferdes verantwortlich.
Vertrauen als Fundament
Gegenseitiges Vertrauen
Vertrauen ist die Basis jeder erfolgreichen Beziehung, auch zwischen Mensch und Pferd. Es bedeutet, dem Pferd zuzutrauen, Entscheidungen zu treffen und auf seine Instinkte zu hören.
Signale der Sicherheit
Wenn ich meinem Pferd vertraue, nehme ich es als Persönlichkeit und als Partner ernst. Das Pferd nimmt dies wahr und wird selbst vertrauensvoller und entspannter. Wir fühlen uns sicher mit einander.
Raum für Entwicklung
Vertrauen bedeutet, dem Pferd Raum zu geben, es ernst zu nehmen und gleichzeitig darauf zu vertrauen, dass es meine Führung akzeptiert.
Die Bedeutung der Beziehung

1

Gegenseitigkeit
Eine echte, tiefe Beziehung basiert - auch zwischen Mensch und Pferd - auf Gegenseitigkeit. Es geht nicht darum, dass das Pferd nur gehorcht, sondern um einen ständigen Dialog.

2

Kommunikation
In einer gesunden Beziehung ist Kommunikation keine Einbahnstraße. Ich achte auf die Signale meines Pferdes und zeige ihm auch meine Bedürfnisse und Wünsche. Das Pferd darf "fragen" genauso wie ich.

3

Dynamisches Gleichgewicht
Die Beziehung ist dynamisch: Mal führe ich, mal lasse ich dem Pferd Freiheit. Dieser Wechsel stärkt unser Vertrauen und unsere Bindung.

4

Geduld
Das alles entsteht nicht über Nacht. Manchmal geht es drei Schritte vor und zwei oder auch mal vier Schritte zurück … Nach dreieinhalb Jahren kommt meine "Große" aus ihrem früheren Shutdown in echte Zuwendung, die "Kleine" - früher "Rühr-mich-nicht-an" - ist offen, zugewandt und neugierig und kann allmählich ihr Trauma und ihre Panikattacken immer besser meistern. Und gleichzeitig gibt es halt immer wieder mal "Rückfälle" in altes Verhalten. - Wie bei den Menschen, können wir Trauma nicht "weg machen". Wir können nur lernen, bzw. den Pferden beibringen, besser damit umzugehen.
Fördern der Selbstwirksamkeit
1
Erfahrung der Selbstwirksamkeit
Das Pferd erlebt, dass es seine Umgebung und seine Erlebnisse aktiv beeinflussen kann. Es kann in einen Dialog mit dem Menschen treten. Positive Verstärkung unterstützt diese Erfahrungen.
2
Positive Lernerfahrungen
Ich ermutige das Pferd, eigene Entscheidungen zu treffen. Ich folge auch seinen Vorschlägen und gebe ihm Zeit, Lösungswege selbst zu finden.
3
Stärkung des Selbstvertrauens
Ein Pferd, das erlebt, dass es gehört und verstanden wird, bekommt mehr Selbstvertrauen. Es kann sich öffnen und wird sicherer, mutiger und entspannter in seiner Umwelt agieren.
Meine Rolle in unserer "Herde"
Die Pyramide ist von unten nach oben zu lesen.

1

2

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Top: Partnerschaft
Eine Beziehung basierend auf Liebe, Achtsamkeit und Respekt.

Plus: Wohlfühlfaktoren
Ich sorge für mentales und körperliches Wohlbefinden.

Basis (2): Bedürfniserfüllung
Ich erkenne und erfülle die Bedürfnisse meiner Pferde.

Basis (1): Verantwortung
Ich übernehme Verantwortung für Schutz, Orientierung und Wohlbefinden.
Meine Perspektive in der Pferdearbeit
Verantwortung tragen
Als "Große" in der Herde für das Wohlbefinden und die Sicherheit sorgen. Mit Weitblick führen, freundlich und zum Nutzen aller.
Vertrauen aufbauen
Gegenseitiges Vertrauen als Basis für eine harmonische Zusammenarbeit und friedliches Zusammenleben. Die Meinung sagen können und dabei Freund bleiben.
Beziehung pflegen
Eine dynamische Partnerschaft, in der beide Seiten gehört werden und Raum bekommen. Nach Meinungsverschiedenheit gleich wieder Freund sein,
Selbstwirksamkeit fördern
Das Pferd durch positive Verstärkung in seiner Entwicklung und Entfaltung unterstützen. Die Selbstregulierung stärken.
Diese Grundsätze bilden - zusammen mit tiefer Liebe für meine Pferde - mein Fundament für eine respektvolle und erfüllende Beziehung zwischen Mensch und Pferd. Es geht dabei viel mehr um die „innere Arbeit“ des Menschen an sich, als um die äußere Arbeit des Menschen mit dem Pferd.